Die Kirche zu Ramsdorf

 

 

Die Anfänge der Ramsdorfer Kirche liegen im Dunkeln.

Vermutlich wurde mit der deutschen Besiedlung (erste urkundliche Benennung des Ortes 1296), wie es üblich war auch eine Kirche an

diesem Ort errichtet.

Die ältesten Nachrichten erweisen eine Zugehörigkeit Ramsdorfs zum Kloster Bosau bei Zeitz.

 

Der jetzige Bau geht in einzelnen Teilen auf diese Zeit zurück.

 

Wir können Elemente des romanischen Baustils (ca.1000-1230) sehen.

 

Dazu gehören die beiden Triumphbögen, die das Kirchenschiff zum Chorraum hin begrenzen.

Am östlichen der beiden Bögen erkennt man die Ansätze einer früheren Apsis. 

Die Zeit der Gotik (1230-1500) hat in unserer Kirche kaum Spuren hinterlassen.

Zwischen 1586 und 1597 erfolgten Erneuerungsarbeiten am Gotteshaus und Turm und erst 745 fand ein größerer Umbau statt, durch den die Kirche ihr schlichtes barockes Aussehen erhielt.
Damals ist vermutlich auch der rechtwinklige Chorraum östlich des Turmes angesetzt worden.

Ebenfalls zu dieser Zeit wurden die beiden sogenannten Patronatlogen für die Gutsherren von Wildenhain an der Nordseite und Ramsdorf an der Südseite eingebaut.

Zwischen 1868 und 1884 erfolgten Reparaturarbeiten, letztere wegen Blitzeinschlags mit Beschädigung von Turm und Orgel.

Der letzte große Umbau fand in den Jahren 1937-39 statt.

Dabei mußte die Ramsdorfer Patronatloge wegen Baufälligkeit abgerissen werden.

Weiterhin wurden damals die Emporen im Altarraum entfernt und das Epitaph der Wildenhainer Gutsherren von Bünau (1630) als Altarbild aufgestellt. Ein lebensgroßes mittelalterliches Kruzifix ist damals von seinem Platz über dem Alter entfernt, 1969 südlich an die Ostwand dahinter versetzt worden und hängt seit 2001 als Dauerleihgabe über dem Triumphbogen der Thomaskirche zu Leipzig.
1990 wurden die Turmuhr und das Geläut elektrifiziert. 1994-1997 wurde das Gebäude von außen saniert und 2000-2001 erfolgte eine Gmnderneuerung aller elektrischen Leitungen, teilweise des Wandputzes, Aufarbeitung des Sandsteinfußbodens, Reparatur und Farbgebung nach aufgefundenen Farbfassungen, auch für Gestühl und
                                                        Emporen. Kanzelrestaurierung im Jahre 2003. Erneuerung der großen Fenster 2008 sowie des kleinen Westgiebelfensters.

Im Jahre 2015 fand zuletzt eine Generalrenovierung praktisch der gesamten Kirche statt

 

 

Den Aufbau über dem Altar bildet das hölzerne Epitaph des 1597
verstorbenen Hofmarschalls Rudolf von Bünau und seiner 
Familie, das dessen Sohn 1630 anfertigen ließ.

 

Es enthält innerhalb einer toskanischen Säulenarchitektur ein Gemälde, welches das Weltgericht und die davor kniende Familie des Verstorbenen darstellt.


 

 

Der Taufstein wurde im 16. Jahrhundert aus Rochlitzer Porphyr geschaffen und zeigt u.a. das Wappen der Familie von Bünau.

Die aus Zinn gefertigte Taufschale aus dem Jahre 1672 enthält Worte aus der Bibel, die auf die Bedeutung der Taufe hinweisen.

 

Da sie von Zinnpest befallen ist, war die Restaurierung problematisch und so wurde sie 2001 an der Nordwand neben dem Taufstein angebracht

 

 

1699 wurde die Kanzel vom Löschützer Pachtmüller

Georg Nelle der Kirche geschenkt.

 

Reparatur und Restaurierung in originaler Farbfassung und Schrifttafel erfolgt 2003. 

 

 

Die Orgel auf der Westempore ist 1767 von Johann David Gerstenberger aus Geringswalde errichtet worden.

Das einmanualige Werk enthält neun Register und zwei Register im Pedal.

1966 fand eine Renovierung des mehrfach umgebauten und inzwischen verwahrlosten Werkes durch Reinhold Schmeisser aus
Rochlitz und 2001 eine Reinigung und Grundinstandsetzung des denkmalgeschützten Werkes mit qualifizierter Instandsetzung der
Manualwindladen durch Orgelbaumeister Gerd-Christian Bochmann aus Kohren-Sahlis statt.

 

Die Orgel begleitet die Gemeinde beim Gesang zum Lobe Gottes und
erklingt auch zu besonderen Orgelkonzerten. 

 

Im Kirchturm hängt nur noch die kleine Glocke des 1922 in Apolda gegossenen Bronzegeläutes (c-e-g). Die große und mittlere Glocke mußten 1940 zur Materialgewinnung für die Rüstung abgeliefert
werden und sind eingeschmolzen worden.

Die jetzige große Glocke von 1871 stammt aus der Kirche zu Ruppersdorf, die 1956 mit dem Ort für den Aufschluß eines Braunkohletagebaus zerstört wurde. Die Inschrift lautet: "Ehre sei
Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.

An Stelle der am 17. September 1871 während der Betstunde zersprungenen Glocke goß mich G.AJauck in Leipzig".
1990 wurden die Turmuhr und das Geläut elektrifiziert.

Die Glocken läuten täglich zum Mittags- und Abendgebet, rufen die Gemeinde zum Gottesdienst, läuten das neue Jahr ein und begleiten die Menschen von der Taufe bis zur Bestattung.

Die Glocken wie die gesamte Kirche weisen auf die Grenzen menschlicher Macht und Machtanmaßung hin.

Die Herrschaft Gottes garantiert - wo sie anerkannt wird - wahre Mitmenschlichkeit.

Weiterhin befindet sich in der Kirche links neben dem Altar an der Ostwand das Grabmal des Rudolf von Bünau (+ 1597), eine aus Rochlitzer Porphyr gehauene Relieffigur in Ritterrüstung vor dem
Kruzifix kniend, sowie rechts neben dem Altar an der Südwand das Grabmal seiner Frau Anna von Bünau (+1606).
Daneben die 2001  vor den Stufen zur Kanzel unter Sandsteinplatten gefundene, figürlich geschmückte Grabplatte des Heinrich von Bünau (+1625).

Die marmorne Tafel am Westende der Südwand erinnert an die im Krieg 1870/71 gefallenen Einwohner.

Nach Restaurierung wurde das wertvolle lebensgroße Kruzifix mit Echthaar, vermut1.15.Jahrhundert, das ehemals Altar bzw. Ostwand schmückte, als Dauerleihgabe für den Triumphbogen an St. Thomas in
Leipzig gegeben.

Die Kirchgemeinde Ramsdorf gehört zum 1998 mit Deutzen, Hohendorf und Regis- Breitingen gebildeten Kirchspiel Regis-Breitingen, das Teil des Kirchenbezirkes Boma in der Evangelisch-
Lutherischen Landeskirche Sachsens ist
 

 

Zu Gottesdiensten oder anderen Veranstaltungen in unserer Kirche sind Sie herzlich eingeladen. 

 

Bei Fragen zur Dorfkirche in Ramsdorf gibt Ihnen der Kurator

Pfr.i.R. Theo Lägel, Ramsdorf, Dorfstr. 61, Tel: (034492) 2 50 50

gerne Auskunft.

  

Historisch Interessantes zu den Kirchenglocken

Recherchiert von Frau Krause

 

Auszug aus dem Abkündigungsbuch von 1912 -1926

24.6.1917:

Heute Abend ½  9 Uhr soll zum Gedächtnis an die Heimgegangenen Friedhofsandacht gehalten werden, dazu die ganze Gemeinde herzlich eingeladen ist.

In Verbindung mit diese Andacht wird die Glockenabschiedsfeier gehalten werden. Morgen soll der Glockenausbau mit Herabnahme der beiden großen Glocken erfolgen.

Heute Abend von 1/2 8 – ½  9 soll noch einmal mit allen Glocken geläutet werden.

 

Glockendoku - Auszüge aus-dem Protokollbuch Kirchenvorstand von 1894 - 1978

 

Die Kirche Ramsdorf hatte bis 1917 ein Geläut mit 3 Glocken. 1917 wurden die zwei großen Bronzeglocken abgenommen und für Kriegszwecke eingeschmolzen. Dafür erhielt die Gemeinde eine Entschädigung in Höhe von 357 Mark, die sofort in einem Glockenfonds angelegt wurden.
Ungcklicherweise bekam die verbliebene Glocke 1919 einen Riß, so daß diese auch nicht mehr nutzbar war ..

Nach Kriegsende hat man versucht, Glocken vom Sammelpunkt Leipzig wiederzufinden, leider ohne Erfolg. Auch gab es 1919 ein Angebot Eisenglocken zu kaufen - das wurde abgelehnt.

 

Nachdem nunmehr die Kirche ohne Geläut war, wurde ein Sammelaufruf zur Beschaffung von neuen Glocken verfaßt.. Dieser erbrachte 1600 Mark - damals viel Geld. So wurde schon am 1. Dezember 1919 mit der Glockengießerei über den Neuguß verhandelt.
Glo
ckenlieferung war für 1920 zugesichert. Das verzögerte sich.

Für 1921 sicherte die Firma wiederum die Lieferung zu, aber es passierte nichts.

Man schaltete einen Rechtsanwalt ein, gibt Frist zur Lieferung bis 15. Juli 1922, muß aber dann den Klageweg gehen.    

Inzwischen ist Inflation. Am 27.6.1922 soll ein Betrag von 13 375 Mark hinterlegt werden.

In dieser Zeit vergeht keine Kirchenvorstandssitzung ohne Tagesordnungspunkt "Glocken".

Am 23.1.1923 wird beschlossen, ein Darlehn von 50 000 Mark beim Gericht zu hinterlegen und zwei Kirchenvorsteher sollen in Apolda durch einen Gerichtsvollzieher die Glocken wegnehmen lassen und für die Überführung mit der Bahn und anschließenden Transport mit Fuhrwerk sorgen.
4 Jahre war die Kirche ohne Geläut - am 11.2.1923 konnt
e endlich das Fest der Glockenweihe gefeiert werden.

 

Der Rechtsstreit zog sich über mehrere Instanzen und endete am 22.10.1924 vor dem Oberlandesgericht mit einem Vergleich.

Dazwischen wurden Kosten der Rechtsanlte über 3 116 000 Mark und Verwaltungsausgaben
in H
öhe von 38 000 000 Mark geltend gemacht. Illusorische Beträge -

1924 waren Beträge wieder auf Normalmaß geschmolzen, eine neue Sammlung für die Glocken erbrachte 266,55 Mark. Die defekte Glocke wurde verkauft und erbrachte 1,20 Mark/Kg. Bronzemasse.

 

16 Jahre später - 1940 - wieder war Krieg und wieder wurden Glocken eingeschmolzen. Die zwei großen Glocken von Ramsdorf wurden am 29.4.1940 abgeholt - im Protokollbuch gibt es dazu nur den Hinweis, daß umfängliche Fragebögen eingegangen waren.

1943 wurde angeordnet, daß alle Geräte aus Kupfer, Messing usw. abzuliefern sind. Ramsdorf konnte nur eine Sammelbüchse und ein Taufbecken zeichnen.

1949 ist vermerkt, daß alle Bemühungen zur Beschaffung von Glocken fehlgeschlagen sind.

 

1954 wird durch den Bergbau der Ort Ruppersdorf devastiert, im Schwesternkirchverhältnis zu Ramsdorf. Die Übernahme der Glocke mit Glockenstuhl wird verhandelt und Ramsdorf erhält gegen Bezahlung eine zweite Glocke. Zur Konfirmation 1955 wird diese geweiht.